Algen-Power für alle

Im Interview erzählt Mine Uran, Gründerin und CEO von Alver, warum ihre Passion den Algen gilt und welche Aspekte ihr beim Thema Ernährung besonders am Herzen liegen.

Expertin aus Leidenschaft und visionäre Unternehmerin – Mine, bist Du der Steve Jobs der Algenwelt?

Ich würde mich eher als Botschafterin für die Algen-Ernährung bezeichnen. Mikroalgen können wertvolle Beiträge dazu leisten, gravierende globale Probleme zu lösen. Ich bin davon überzeugt, dass der Verzehr von Algen gut ist für die Menschen und diesen Planeten. Darum reden wir bei Alver nicht nur über unsere Produkte, sondern werben auch für eine neue Wahrnehmung dieser Lebensmittel.

Was stimmt denn nicht am derzeitigen Bild, dass wir von Algen haben?

Beim Wort Algen fallen den meisten Menschen grüne Pflanzenteppiche auf dem Meer ein oder ein mit Grün bedeckter Teich. Viele können sich diese Lebewesen nicht als Speise vorstellen. Einige kennen Algen immerhin aus der japanischen Küche. Mikroalgen wie die Golden Chlorella, die wir in unseren Produkten verarbeiten, gehören aber zu einer anderen Familie. Das sind einzellige oder mehrzellige Algen, die zu den ältesten lebenden Organismen der Welt gehören. Da sie über zahlreiche Nährstoffe und Vitamine verfügen und weitgehend geschmacksneutral sind, eigenen sie sich hervorragend für die menschliche Ernährung. Darüber wollen wir aufklären.

Warum faszinieren Dich ausgerechnet Algen?

Seit über 20 Jahren suche ich nach geeigneten Alternativen zu tierischem Protein. Dabei habe ich mich zunächst mit den naheliegenden Forschungsobjekten befasst wie eiweissreiche Erbsen und Sojabohnen. Dann wurde mir aber irgendwann klar, dass auch der Anbau dieser Pflanzen grosse landwirtschaftliche Nutzflächen und viel Wasser verbraucht. Und dann stieß ich auf Algen.

Was ist das Besondere daran?

Mikroalgen gedeihen im Wasser, so dass keine wertvollen Grünflächen verbraucht werden. Zucht und Nutzung von Mikroalgen verbrauchen etwa 40-mal weniger CO2, als für die Fleischproduktion aufgewendet werden muss. Auch im Gegensatz zu anderen pflanzlichen Proteinen (20 kg CO2) ist der CO2-Verbrauch bei Mikroalgen mit lediglich 1,3 kg wesentlich geringer. Zum Wachstum nutzen Mikroalgen nur die Kraft der Sonne. Und darüber hinaus haben sie einen enorm hohen Proteingehalt, mehr als doppelt so viel wie die gleiche Menge Rindfleisch. Hoher Ertrag bei minimalem Ressourceneinsatz – das ist äußerst effizient und nachhaltig. Darum bin ich von Algen so begeistert.

War das der Grund dafür, Alver zu gründen?

Ja. Alver hat eine klare Mission: Algen-Power für alle! Wir wollen die tägliche Nahrungsmittelzubereitung unserer Kunden durch diese einzigartige Quelle für pflanzliches Protein verbessern. So viele Menschen wie möglich sollen von den Vorteilen der Ernährung mit Mikroalgen profitieren – das kommt gleichzeitig der Umwelt zugute. Ich glaube auch, dass wir mit unserem Ernährungskonzept einen Beitrag zur Sicherung der Lebensmittelversorgung einer kontinuierlich wachsenden Weltbevölkerung leisten können. Wenn wir versuchen, das mit immer mehr Steaks zu schaffen, geht der Planet zugrunde.

Das sind hoch gesteckte Ziele, und die Zeit für wirkungsvolle Veränderungen unserer Lebensweise wird immer knapper. Wie schätzt du die weitere Entwicklung ein? Ich bin optimistisch. Ich habe viel Vertrauen in die engagierte Jugend und zweifle nicht daran, dass wir die Probleme, die durch die Belastung unserer Umwelt entstehen, in den Griff kriegen werden. Das zeigt sich bereits am bewussten Umgang mit der eigenen Ernährung. Immer mehr Menschen bekennen sich dazu, tierische Produkte zu meiden, und suchen gleichzeitig geeignete pflanzliche Proteinquellen. Wir freuen uns, diesen Trend zum nachhaltigen Essverhalten unterstützen zu können. Aus meiner Sicht ist diese Entwicklung nicht aufzuhalten.